Wetter

Wetteranalyse für Schulungs- und Flugwetter

Ein kleiner Leitfaden, wie mit einfachsten Mitteln das Wetter auf Segelflugtauglichkeit überprüft werden kann.

Allgemein:

Die folgenden Tipps sind Erfahrungswerte und keine Garantien. Ausnahmen sind immer möglich. Das Wetter ist keine exakte Wissenschaft, weil schlicht zu viele Parameter interagieren oder anders ausgedrückt: Das Wetter ist ein chaostheoretisches System mit nichtlinearer Dynamik.
Während der Saison hilft also nur die tägliche, eigene Beobachtung und Interpretation verschiedener Quellen. Mach es Dir zur Gewohnheit, dass jedes Mal, wenn Du aus einem Haus trittst, Du kurz die Wolken anschaust und Dir vorstellst, was jetzt gerade genau in der Athmosphäre abgeht. Und jeden Tag mal einen Blick auf irgendeine Wetterseite zu werfen hilft mit, die guten Wetterlagen zu erkennen und auszunutzen. Auch die Analyse von vergangenem Wetter bringt Klarheit in die aktuellen Vorgänge in der Athmosphäre und erlaubt, mögliche "Hammertage" im Voraus zu erkennen. Schlussendlich musst Du Dein eigenes "Gschpüri" entwickeln! Du bist aber nicht allein: Jeder und jede Segelflieger/in gibt gerne seine Erfahrungen weiter. Darum frag Deine einfach Deine  Kollegen und diskutiere mit.

Zuerst das schlechte Wetter:

  • Feuchte Nordstaulage: Praktisch kein sinnvoller Flugbetrieb möglich.
  • Höhentief, Höhentrog, Kaltlufttropfen: Sehr unberechenbar, meist feucht und unstabil. Flugbetrieb nur stundenweise für Platzvolten oder ähnliches.
  • Tiefdruckgebiete allgemein: Unter 1013 hPa ist normalerweise kein Flugbetrieb sinnvoll möglich. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel!

Wetter für Platzvolten, Landetraining und kleine Platzflüge:

  • Stabiles, heisses Hochdruckwetter mit über 1030 hPa.
  • Im Radio „Tagesgangwetter“ => Gut fliegbar, bis es regnet.
  • Stabile mittelhohe Schichtbewölkung: Altostraten
  • Föhn (kann aber auch schöne und lange / hohe Flüge geben!)

Thermikwetter:

  • Im Radio „Kaltluftzufuhr“: Das verspricht grundsätzlich starke Thermik, wenn es nicht zu feucht ist und überentwickelt.
  • Kurz nach einer Kaltfront (Rückseitenwetter!): Der zweite / dritte Tag nach der Front ist oft derjenige mit der besten Thermik, da nicht mehr so feucht (höhere Basis), aber immer noch labil geschichtet. Selbst wenn die Basis nicht hoch und das Regenrisiko nicht Null ist, sind schöne Flüge möglich, weil es dann (fast) überall pfupft!
  • Grosse Temperaturdifferenz zwischen Tag und Nacht: ~ 15° zwischen Minimal- und Maximaltemperatur sind optimal
  • Tempgradient 0.8° – 1.0° => in den Nachrichten ~ 12° Unterschied zwischen den verkündeten Höchsttemperaturen und den Temperaturen auf 2000m (sofern keine Inversion dazwischen liegt, was zB. bei Hochnebel der Fall ist)
  • Aufbau / Herannahen eines Hochdruckgebiets generell,
  • Bodenluftdruck (QNH) zwischen 1018 und 1024 hPa mit antizyklonaler Krümmung der Bodenisobaren ( => Krümmung gegen das Hochdruckgebiet hin)
  • Aussagen am Radio: „Bildung von Quellwolken“, „einzelne Schauer möglich“, „vereinzelte Gewitter“ und ähnliches deuten auf labile Schichtung hin => Thermik vorhanden! Möglicherweise gibt's aber auch einzelne Überentwicklungen, die man aber aus der Luft sehr gut sieht und meist umfliegen / abwarten kann.

Sonstiges:

  • Im Radio: „Aufzug von Schleierwolken“ deutet auf kommende Warmfront hin => Stabilisierung der Atmosphäre => Abflauen der Thermik im Verlauf des Tages.
  • „Schleierwolken“ = Cirrenbewölkung, dämpft die Thermikentwicklung.
  • Bise: Wenn nicht zu stark und nicht genau parallel zum Vallée, dann evtl. Hangsegeln möglich, oft aber bockig und zerrissene (Blau-)Thermik.
  • Im Radio „Wolkenloser Himmel“: Eventuell Blauthermik, wenn Labilität gegeben und Luftdruck nicht zu hoch ist.
  • Im April und Mai ist fast jedes „schöne“ Wetter gut fliegbar!

Wetterperioden:

Es gibt ein paar statistisch signifikant gute Wetterperioden mit Thermikentwicklung in folgenden Datenbereichen:

  • ~25. April bis 5. Mai,
  • Mitte Mai (meist allerdings nur ganz kurzes Wetterfenster von 1 - 2 Tagen),
  • ~25. Mai bis 7./8. Juni (im Jura oft die höchsten Basishöhen des Jahres!),
  • während der Braderie (sic!),
  • 3. bis ca. 8. August (allerdings oft stabil im Jura, aber noch sehr gut in den Alpen),
  • Ende August bis Anfang September (keine allzu starke Thermik mehr => ideales Passagierflugwetter!),
  • Im Oktober sind gehäuft bei trockenen Süd-/Südwestlagen und starkem Wind Wellen zu beobachten und auszufliegen.

In diesen Perioden empfiehlt es sich, täglich die Wetterentwicklung anzuschauen und „mitzudenken“, wann denn wohl der beste Tag sein könnte. Generell empfiehlt es sich, die Meteorologie zum "Beiläuferhobby" zu machen! Erstens ist es unheimlich spannend und zweitens verpasst Du keine "Hammertage" mehr... :woohoo: