Segelfluggruppe Biel

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Von Urs Mühlethaler

Montag: „Das kann ja noch heiter werden…“, dachte ich mir als Xappi am Montag telefonierte und mir eröffnete, dass sich wegen einem Segelflugschüler der Betrieb nicht lohne. Dabei hatte ich mich so auf diese Woche gefreut! Wir verabredeten uns trotzdem zum Briefing um 9 Uhr in Courtelary und tatsächlich war mit Erich ein Umschulungskandidat „Arcus“ anwesend, so dass der Flugbetrieb möglich war.

Für mich ergab sich das übliche Programm: Platzvolten mit mehr oder eher weniger optimalen Landungen. Unser Robin war gar nicht zufrieden mit der Hitzewelle und „hustete“ schwarze Wolken, was zu mehreren Startabbrüchen führte. Als dann Thermikfliegen angesagt war, mussten wir leider abbrechen. So blieb immerhin die Hoffnung auf eine Steigerung.

Dienstag – der Hitzerekordtag mit 35°C in Courtelary! Victoria ergänzte das Team und so war von nun an der Schulbetrieb gesichert. Tinu beschloss, sich in Kappelen mit AVGas100 einzudecken, benötigte aber meine EC Karte zum Bezahlen. Das war DIE Gelegenheit für eine Aussenlandung! Mit Schlepp über Savagnières tastete ich mich von Westen her an die TMA heran – eine wunderbare Gelegenheit, das mir vertraute Grosse Moos von oben zu studieren und zu geniessen. Die Landung in Kappelen war ziemlich anspruchsvoll, musste doch die Strasse mit mindestens 10 m überflogen und danach sofort aufgesetzt und gebremst werden, um die ASK21 möglichst nahe beim Start zu parkieren. Mit Unterstützung von Raphael gelang es recht ordentlich. Das Betanken zog sich sehr in die Länge, denn der Heli vor uns hatte technische Probleme. Wie auch immer, nach einer Stunde hatten wir den Robin und die ASK21 startklar: schräger Start ohne Hilfe im hohen Gras (wir sind in Courtelary ja schon etwas verwöhnt…) und dann eindrücklicher Rückflug via Biel-Magglingen. „Urs, du schiebst!“ Das hörte ich immer wieder von hinten. Es war mir schon bewusst und ärgerte mich selber: „Das lerne ich bis 70 bestimmt mal noch“, brummelte ich. Die AVGas100 Investition hat sich übrigens gelohnt, denn Mike November’s Motor dreht nun tadellos. Eine nächtliche Kaltluftfront ohne Niederschläge verspricht eine Verbesserung der Wetterlage für den Segelflug.

Mittwoch: „Ihr seid schon weit fortgeschritten. Nun brauche ich noch zwei saubere Landungen, dann kannst du zum ersten Soloflug starten“, erklärt mir Klaus. Ja, dieses Ziel möchte ich schon gerne erreichen, denn ich übe nun schon ziemlich lange. Aber wie so oft wenn ich unter selbst gemachtem Druck etwas erreichen möchte, gelingt es nicht so wie gewünscht. Es gibt einen extrem bockigen Schleppflug bei 40-50 km/h SW-Wind, wo mir die Schweissperlen nur so runtertropfen. Ich meistere ihn trotzdem gut und bin nun geeicht! Aber nach zwei grottenschlechten Landungen ist der Traum vom heutigen Soloflug aus. Dafür gibt es noch etwas Thermikfliegen, was durchaus spannend ist. „Urs, du schiebst!“ „Ja, bis ich 70 bin lerne ich es auch noch.“ „Quatsch, das kannst du vorher!“

Donnerstag – ganz ordentliches Thermikwetter: Bärnu wird mit überraschend vielen Flugschülern konfrontiert, denn neben den drei Angemeldeten möchten sich noch drei bestandene Piloten umschulen lassen. Also sofort die ASK21 an den Start und Jolantha bereitstellen! Aber wo ist der Schlepppilot? Nach telefonischer Rückfrage stellt sich ein Terminproblem heraus, aber bis 11 Uhr ist dieses Problem gelöst. Bärnu gibt sein Letztes: kaum am Boden kurzes Debriefing und dann Sprint zum anderen startbereiten Segelflieger – eine sportliche Leistung! Trotzdem heisst es, sich in Geduld zu üben, denn was ein altmodischer Gentlemen ist kennt noch das Motte „Ladies first“. Ich rechne mir um die Mittagszeit meinen ersten Übungsflug für 15 Uhr aus und zottle ins Büro, um am PC an einer Bewerbung zu arbeiten. Da schaut Christian Dufour um die Ecke und fragt: „As-tu envie pour un vol dans les Alpes?“ Ja klar, und wie! Aber zuerst will ich mit Bärnu sprechen. Sec weist er mich darauf hin, dass der Alpenflug für die Schulung nicht zählen werde und dass ich damit für heute abgemeldet sei. Habe ich da eine Spur von Betupftheit gehört oder hat mir dies mein getrimmtes Apell-Ohr eingeflüstert? Gut, wer sich dermassen Mühe gibt, alle zufrieden zu stellen, von einem Flugzeug zum nächsten sprintet, ist vielleicht schon etwas enttäuscht wenn sich ein Schüler kurz vor dem ersten Soloflug ausklinkt, das kann ich gut nachvollziehen.
Nun aber ab zum Alpenflug mit dem Duo Discus: Keine Zeit für Longbriefings usw. sondern ab in den Flieger und los, „c’est toi qui démarre“ höre ich noch von hinten! In Savagnières klinken wir auf 1400 m ü.M. aus und gleiten ins Mittelland. Bei Kerzers zentrieren wir im ersten Aufwindschlauch. Schon bald erkenne ich Plaffeien, wo ich erst letzten Sonntag terrestrisch vorbeikam. Nach Fuchses Schwyberg sinken wir trotz schöner Kumuli unerwartet ab. Christian übernimmt das Steuer und findet einen minimalen Schlauch über einer Alphütte – das war knapp, aber ich hatte nie Bedenken, denn man spürt den Profi hinten. Von nun an instruiert mich Christian, schön entlang der spitzen Kreten zu fliegen. „Mais là-bas, c’est plus haut, nous ne pouvons pas continuer comme ça ?" frage ich zurück. "Non patience, nous ne sommes pas encore là", antwortet Christian. Und tatsächlich hebt es uns wie automatisch an und wir überfliegen die 200 m höheren Gipfel in Richtung Sanetsch ohne Probleme. Christian kündigt eine Surprise an, ist sich aber nicht sicher. Wir kurven nahe an einer braunen Schutthalde und ich erkenne die Bergstation einer Seilbahn. „Non, non, oui…!“ Knapp überfliegen wir einen Bergsattel, stechen auf die Reste des Diablerets Gletschers hinunter zu erstaunten Bergwanderern und verschwinden hinter dem nächsten Sattel – wahrlich eine super Surprise! Nun übernehme ich wieder und steuere via Rochers de Naye zurück über die Freiburger Voralpen von Krete zu Krete. Nochmals benötigen wir einen guten Schlauch, den Christian eindreht. Anschliessend geht es von einem Wolkenzentrum zum nächsten, bis wir westlich von Mühleberg nochmals etwas Thermik benötigen. Meine anfänglich zu groben Steuerreaktionen verfeinern sich und die Wolkenbeobachtung gelingt mir auch besser. So haben wir über dem Bielersee immer noch 2‘200 m ü.M., was uns eine Seeüberquerung längs erlaubt. Beim Grenchenberg richten wir den Transponder ein und erfragen die Durchflugerlaubnis für die TMA Basel, erhalten aber nur 6000 Fuss, zu wenig für einen interessanten Weiterflug. Wir kehren um. Bis Courtelary müssen wir noch Höhe vernichten. Christian antwortet auf meine Frage, wie er dies machen würde mit einem entschiedenen Druck auf das Höhensteuer. Mit 250 km/h rauschen wir talwärts. Bei 1300 m ü.M. übernehme ich wieder und soll die DuoDiscus landen. Details lasse ich nun aus, nur so viel: da gibt es noch deutliches Verbesserungspotenzial! Glücklich steige ich nach 4 ½ unvergesslichen Flugstunden aus. Delia und Victoria haben ihre ersten Soloflüge nun hinter sich, herzliche Gratulation an die beiden Hexen! Ich bin guter Dinge, dass mir dies demnächst auch gelingen wird.

Freitag: Es herrscht wolkenloser Himmel bei schwacher Bise, weshalb nur wir drei Schüler/-innen mit Daniel anwesend sind. Der Schlepppilot ist auch unterwegs und es herrscht eine gelassene Stimmung. Daniel will von mir eine (ich frage nach, ob wirklich nur eine gemeint sei) saubere Landung sehen, um den Soloflug freizugeben. Diesmal ist nichts von „Ladies first“ und Gentleman bei mir zu machen, nun will ich es wissen! Alles bereit auf Piste 06, um 10 Uhr starten wir für eine Platzvolte auf 1300 m ü.M. Ein paar Kurven mit fein gesteuerten und koordinieren Ruderausschlägen, dann Abkreisraum und ganz ordentliche Landung – es hat geklappt und Daniel ist zufrieden, juppie! Nun gleich wieder bereitstellen für den ersten Soloflug. Gleiches Programm, fadengerade Kurven und nach zehn Minuten schon wieder im Landeanflug: eine gute Landung, zwar mit einem kleinen Hüpfer, weil ich das leichtere Gewicht unterschätzt habe, aber was zu tun ist hatten wir beim Briefing besprochen. Beim dritten Mal klappt es noch besser – seidenweich und präzis! Beim vierten Mal versuche ich, in Richtung Tavannes und Montoz die schwache Thermik auszunützen. Mir gelingen nur schwache 150 m Aufstieg und der anschliessende Talseitenwechsel bei Sonceboz war ein taktischer Fehler, denn nun saufe ich mit 4 m/sec ab. Mit Herzklopfen fliege ich nach Mc Cready (gestern ausgiebig geübt) entlang der S-Hangkante nach Courtelary und überlege mir den Plan B, ein Aussenlandefeld, das ich auf der Hinfahrt im Zug gesehen hatte. Aber es reicht doch noch: mit komfortablen 1000 m ü.M. bin ich im Abkreisraum und kann die letzte Landung dieser Woche einleiten.

Tja, das war es, Ziele erreicht! Aber halt, da fehlt noch was: die Taufe in der Schüss – das lasse ich mir nicht nehmen! Zusammen mit Daniel geht es zum Abschluss zur Holzbrücke, wo wir diese schöne Tradition zelebrieren.

Was bleibt über die ganze Woche gesehen rückblickend zu sagen? Es war unbestritten eine ganz tolle Gelegenheit, durch konstantes Üben bessere Fortschritte zu machen als mit wöchentlichen Einzelübungen. Als kleine Anregung würde ich gerne noch deponieren, vermehrt die Zusammenarbeit mit den Courtelarianern und Bellechassern zu suchen, um maximale Flexibilität und optimale Auslastung zu gewährleisten. Abschliessend möchte ich mich bei allen Fluglehrern, Schlepppiloten sowie Kolleginnen und Kollegen, die mitgeholfen haben, dass diese Schulwoche ein toller Erfolg wurde, ganz herzlich bedanken! Hoffentlich schafft es die SG Biel wieder, trotz aufwendigerer EASA Ausbildung in nächster Zeit neue Schülerinnen und Schüler für diesen höchst spannenden Sport zu begeistern.

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